Die Stuttgarter Zeitung hat heute eine Reihe Kommentare von Bürgern und Lesern zum Thema Stadtentwicklung veröffentlicht, die anläßlich eines Aufrufes eingegangen waren. Da wird unter anderem auf das „tote Europaviertel“ eingegangen, das von Beton dominiert wird, Immobilienhaie und Großinvestoren zerstören die Stadt und die Natur muss weichen.
In dem Zusammenhang möchten wir gerne auf die Ausgabe 45 des Esslinger Tunnelblicks verweisen.
Susanne S. und ihr Mann verlassen so schnell wie möglich diese Stadt, die wie keine andere Tag für Tag mit schwäbischer Gründlichkeit an ihrer Selbstzerstörung arbeitet. Eine Stadt voller Baustellen, ange sichts derer Auswärtige nichts Eiligeres zutun haben, als sich mit Grausen abzuwenden, und froh sind, hier nicht zu Hause sein zu müssen. Aber sie fragen sich auch: Was macht das mit den Menschen, die diesen
Ort der Unwirtlichkeit nicht einfach hinter sich lassen können wie wir? Wie verändert sie die tägliche Erfahrung, dass ihre Stadt Stück für Stück aufgerissen, verrohrt, abgerissen, verdreckt, verhässlicht, zerstört
und dadurch zunehmend zu einem Ort des Unbehaustseins für sie wird? Wie wirkt die täglich erlebte Unwegsamkeit, Trostlosigkeit, Ödnis auf die Seelen der Frauen und Männer und ihre Kinder
In den Augen der Politik und der Wirtschaft sind das notwendige Kollateralschäden, die man aushalten muss, weil es am Ende ja eine bessere Zukunft gibt.
Generell ist festzustellen, dass die Gesellschaft sich zur Zeit sehr Ich-bezogen entwickelt. Das drückt sich im Kleinen durch Werbesprüche aus (Unter’m Strich zähl ich), aber auch im Großen durch zum Beispiel die entgültige Aufkündigung des Generationenvertrags und einer Neuausrichtung unseres Sozialsystems auf Kapital- und Renditebasis, aber auch durch die Ausbeutung der Natur und das Zukleistern unserer Städte mit Beton. Denn diese Entwicklung ist keinesfalls nachhaltig, wie dieser Kommentator in dem StZ-Artikel richtigerweise feststellt:
Hierzu wäre eine sinn- und werteorientierte Ausrichtung des Stadtbildes und des Neckars mehr als hilfreich, um die Wunden der autogerechten Industriestadt zu heilen…!
Hoffentlich setzt sich diese Erkenntnis bald durch, denn sonst ist es zu spät.