Nichts als heiße Luft


Das Kommunikationsbüro wird nicht müde in Pressemitteilungen und Bürgerveranstaltungen den Baufortschritt von S21 zu beschreiben. Da werden Meldungen über nächtliche Lärmbelästigungen durch Rammarbeiten oder durch Brückenbauarbeiten verbreitet, auf Bürgerinformationsveranstaltungen werden die erstaunten Anwohner über Tunnelbauwerke unter ihren Häusern informiert, die Staumeldungen und Umleitungen wegen des Transports einer Tunnelbohrmaschine in der Presse veröffentlicht und mit großem TamTam Baustellen und Tunnel eingeweiht. Die örtliche Presse und sogar die Kirche geben sich die Klinke in die Hand.

Um das ganze dann noch werbewirksam zu untermalen werden in Untertürkheim die Bewohner tatsächlich nächtens mit 120 dB lautem Vibrieren aus dem Bett gescheucht und in der Schützenstraße sackt ein Haus (leider) mal eben um ein paar Zentimeter zur Seite. Aber das ist ein notwendiger Kollateralschaden auf dem Weg in eine bessere Zukunft. Spucken wir in die Hände, es geht voran.

Und dann diese Meldung: Klaus Gebhard, Parkschützer der ersten Stunde hat die Nachfrage einer Parkschützerin beim Kommunikationsbüro, wieviel Kilometer Tunnel denn nun wirklich gebaut seien, öffentlich verbreitet und daraus wieder einmal eine seiner herrlichen Grafiken erstellt.

Flyer_Pegel_A4_300_dpiDemnach sind gerade einmal 800 Meter Tunnel gebaut worden.

  • Zwischenangriff Nord: Verzweigungsbauwerk ist fertig gestellt;
  • Tunnelvortrieb Richtung Bad Cannstatt: 49,00 m
  • Tunnelvortrieb Richtung HBF: 49,90 m.
  • Rettungszufahrt HBF-Süd: 158,00 m
  • Filderportal (Fasanenhof): 143,00 m
  • Zwischenangriff Ulmer Straße:  – 31,25 m (als Schacht)
  • SSB Tunnel für die U12: 385 Meter (in der unteren nachfolgenden Grafik noch nicht enthalten)

Eine andere Darstellung des Sachverhalts, hier von der SÖS, anstatt in einem Pegel als Kreisdiagramm.

soes_tunnel_2014Rufen wir uns noch einmal in Errinnerung: offizieller Baustart von S21 war am 2. April 2010 (kein verspäteter Aprilscherz!). Offizieller Baustart des ersten Tunnels war vor über 5 Monaten in Wangen der Tunnel für die Neckarunterquerung und Richtung Hauptbahnhof, tatsächlich begonnen wurden die meisten Tunnelbaustellen aber schon früher. Nun könnte man natürlich sagen, dass ein halbes Jahr keine großen Fortschritte erwarten lassen darf. Aber der Stand dieser Baustellen macht eines deutlich: Mit dem angeblichen Baufortschritt ist es nicht sehr weit her und der immer noch offizielle Eröffnungstermin im Jahr 2021 wird mit Sicherheit nicht zu halten sein. Denn die Tunnel sind nicht die einzige Baustelle auf der es klemmt. Auch der Nesenbachdüker wurde immer noch nicht begonnen, obwohl dieser am 17. Juni 2013 eigentlich an die Stadt hätte übergeben werden müssen (laut Planung Zeile 454). Auch die blauen Rohre werden seit über 4 Jahren verlegt und benutzt werden bisher (wenn überhaupt) nur die Rohre im Bereich der Tunnelbaustelle der SSB. Dies hat zur Folge, dass die meisten Rohre außen und innen bereits stark korrodiert sind und rosten. Hans Heydemann von den Ingenieuren22 sieht in dem Rost (bzw. besser gesagt Eisenhydroxid) eine Gefahr für das Grund- und Mineralwasser.

Stuttgart, 26. Juni 2011: Die Innenrohre der vor zehn Tagen auf dem GWM-Gelände angelieferten
„blauen Rohre“ bestehen aus gewöhnlichem Baustahl St 37, ohne jeglichen Korrosionsschutz auf der
Innenseite. D.h. sie rosten schnell und sind vollkommen ungeeignet für die vorgesehene Ableitung von
Grundwasser; erste Rostspuren konnten am Montag Abend bereits festgestellt werden. Die Bahn verstößt
damit gegen eine ausdrückliche Forderung des Planfeststellungsbeschlusses. Dort heißt es in 1.1, S. 60,
Abschnitt 7.1.10 Baumaterialien: „Baustoffe bzw. Baumaterialien, die bauzeitlich oder dauerhaft im
Kontakt mit dem Grundwasser stehen […], müssen grundwasserverträglich sein. […]“ Das gesättigte
Grundwasser würde auf dem Weg durch diese Rohre in eine rostig-braune Brühe verwandelt, die dann in
den Boden reinfiltriert würde. Solche Rohre dürfen im Grundwassermanagement nicht verbaut werden!
„Am 27. Mai hat der Bahn-Konzernbevollmächtigte für S21, Herr Fricke, im Rathaus erklärt, ein innerer
Korrosionsschutz für die Rohre sei selbstverständlich vorgesehen“, sagt Dipl.-Ing. Hans Heydemann von
den Ingenieuren gegen Stuttgart 21. „Das war eine dreiste Lüge: Schon nach wenigen Tagen unter freiem
Himmel rosten die Rohre innen. Das ist ein klarer Verstoß gegen den Planfeststellungsbeschluss, aber es
passt ins Bild: Rohre aus grundwasserverträglichem rostfreien Stahl würden mindestens das doppelte
kosten.

Quelle Peter Rauscher

Weitere Informationen dem rostigen Wasser bei CAMS21 undzu dem sagenhaften Baufortschritt bei Netzwerke-21

 

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