Im Radioprogramm von SWR2-Wissen wurde gestern, am 30. September, eine Sendung von 2013 wiederholt, in der es um Mobilität, deren Klimaschäden und mögliche Alternativen ging. Verknüpfung zu dem Beitrag am Ende dieses Artikels.
Im ersten Abschnitt wurde die Elektromobilität behandelt. Es gibt zwar immer mehr Ladesäulen in den Städten, auch mit Ökostrom, und die Hersteller der Autos werben mit Null-Emissionen, aber die Sprecher in der Sendung betonten, dass ein Elektroauto bei Weitem nicht emissionsfrei ist. Die Herstellung des Fahrzeugs, der Unterhalt und die Entsorgung erzeugen in etwa die Hälfte der Klimagase, die im ganzen Lebenszyklus des Autos erzeugt werden. Ganz besonders stark sticht dabei die Herstellung und Entsorgung des Akkupakets hervor, dass große Mengen Lithium enthält, welches in Kanada, Australien und Russland, als Salz auch in China abgebaut wird.
Im zweiten Abschnitt drehte die Sendung sich dann um das immer weiter steigende Verkehrsaufkommen in Deutschland und der Welt. In Amerika steigt das Verkehrsaufkommen auf der Straße besonders stark weil die gesamte Stadt- und Infrastrukturplanung so ausgerichtet ist, dass man aus dem Auto nicht mal mehr aussteigen muss um seine Bedürftnisse zu befriedigen (Bankschalter können direkt mit dem Auto angefahren werden, Schnellrestaurants, Friedhöfe … ). Deshalb werden die Menschen in Amerika auch so überdurchschnittlich dick.
In Deutschland ist diese Steigerung des Verkehrsaufkommens dagegen durch den eng begrenzten Raum nicht mehr so ohne weiteres möglich. Regionen wie das Ruhrgebiet sind so dicht besiedelt, dass man nicht einmal mehr den Übergang von einer Stadt zur anderen bemerkt. Große Einkaufszentren nach amerikanischem Vorbild gibt es allerdings auch hier in Deutschland, mit den entsprechenden Folgen für die Nahversorgung der Menschen.
Im letzten Abschnitt wurden dann Teilautos (Car-Sharing) und andere Mobilitätsformen wie der intermodale Verkehr am Beispiel Tokios beleuchtet. Car-Sharing wird weiter an Bedeutung gewinnen – so die Teilnehmer der Sendung, da in vielen Großstädten der zur Verfügung stehende Platz noch nicht einmal ausreicht, um alle zugelassenen Autos abzustellen, geschweige denn sie zu bewegen. Der allmorgendliche Stau verdirbt vielen die Lust am Auto, sie steigen um auf den ÖPNV oder das Fahrrad.
Intermodaler Verkehr bedeutet vernetzter Verkehr, allerdings nicht indem die Autos miteinander kommunizieren (wie oben beschrieben) sondern, dass die Straßenbahnen und Regionalzüge aufeinander warten, dass der Umstieg vom Bus in die Straßenbahn reibungslos klappt und dass man als Passagier nirgendwo länger warten muss. Es macht keinen Sinn Hochgeschwindigkeitsstrecken zu bauen und immer schnellere Züge zu entwickeln, wenn die Netzgeschwindigkeit nicht entwickelt wird. Lange Umsteigezeiten, Wartepflicht am Bahnsteig und weite Wege fressen Geschwindigkeitsvorteile bei weitem wieder auf. Der Sprecher nannte das positive Beispiel der Großregion Tokio. Dort ist man mit dem Zug schneller als mit Auto.
Die im Skript und in der Sendung geäußerte Kritik am Elektroantrieb ist berechtigt. Ein Elektroauto stößt zwar kein CO2 aus, aber im Laufe des gesamten Autolebens summiert sich der Energieaufwand für Herstellung, Pflege, Reparatur und Entsorgung auf einen hohen Wert. Wenn dann auch noch Strom aus Kohlekraftwerken – die ja gerade in Deutschland wieder in Mode kommen – verwendet wird um den Akku zu laden, dann ist das E-Auto in den CO2-Emmisionen mit modernen Verbrennungsmotoren vergleichbar.
Das Elektroauto aber aufgrund der Kosten für den Akku abzulehnen, ist grundweg falsch. Umweltschutz kann und darf nicht an den Kosten bewertet werden. Die eigenen persönlichen Kosten, die man auf dem Bankkonto sieht, lassen sich in keinster Weise mit den gesellschaftlichen Kosten vergleichen, die entstehen (oder nicht entstehen), wenn man dies oder jenes macht oder unterlässt. Durch Subventionen für Energieträger werden die Klimafolgenkosten der Energieträger sowieso verzerrt.
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