Das System21 ist auch in kleinen Projekten zu finden, zum Beispiel im Neubau der John-Cranko-Schule. Auf dem Gelände des denkmalgeschützten Wasserwerks in der Werastraße (unterhalb der Jugendherberge) soll der Neubau entstehen. Dafür müsste das Wasserwerk zumindest teilweise weichen. Aber bereits jetzt – noch vor Baubeginn – steigen die Baukosten ins Unermessliche. Und da sind die Parallelen zu S21 durchaus sichtbar.
Mit Verweis auf irgendeine europäische Magistrale pocht OB-Kuhn auf das Weitermachen, ist sogar verärgert darüber, dass der Rechnungshof das Projekt kritisiert.
„Es geht nicht, dass man eine Ballettschule von internationalem Rang mit dem Bau eines normalen Gymnasiums verglichen wird.“
„Wir zählen weltweit zu den Top-5-Ballettstädten. Die John-Cranko-Schule bildet mit dem Internat das Rückgrat.“
Beide Zitate OB-Kuhn aus dem schwäbischen Tagblatt.
Der Autor des Artikels im Tagblatt kommt zu dem Schluß, dass die Schule wahrscheinlich doch wie geplant gebaut wird. Man läuft also wieder – wie bei S21 – sehenden Auges in das Chaos hinein und winkt eine Kostensteigerung nach der anderen durch, opfert dabei wieder einmal nur zu Prestigezwecken ein denkmalgeschütztes Gebäude und bezeichnet dies als notwendigen Kollateralschaden. Und die äußerst wichtige Luftschneise zum Gebhard-Müller-Platz und zum HBF würde mit diesem Gebäude auch wegfallen. Nachdem bereits auf der anderen Seite mit dem Neubau der IHK-Gebäudes eine wichtige Luftschneise wegfällt, rücken die Ziele der Luftverbesserung im Talkessel damit erneut in weite Ferne.
Aber es gibt doch einen Unterschied zu S21. Eine neue Ballettakademie zu bauen wäre sicher sinnvoller als einen neuen Bahnhof zu bauen. Aber auch hier gilt: Kostentransparenz und Beteiligung der Anwohner VOR Projektstart und nicht irgendwann danach. Aber den Fehler zuzugeben und alles auf Null zurückzusetzen um neu zu planen geht der Politik und der Stadtverwaltung gegen die Ehre. Da macht man lieber weiter wie geplant.
Ergänzung am 1.8.2013: gerade in den letzten Tagen spürt man die Folgen dieser Baupolitik (Nachverdichtung, Bebauung von ehemaligen Grünflächen und Fällen von Innenstadtbäumen) wieder einmal deutlich am eigenen Leib. Um das Klima im Talkessel zu verbessern sollten Bäume gepflanzt werden und nicht gefällt. Bäume spenden Schatten, sorgen mit der Verdunstung von Wasser für ein angenehm kühles Klima und sie filtern Staub und Luftschadstoffe aus der Umgebungsluft. Unser Ziel sollte also sein, die Innenstadt zu vergrünen und nicht den Wohnraum zu verdichten! Leider stehen Bäume aber den Interessen der Gewinnmaximierung und der schnellen Rendite im Weg.