Schlagwort-Archive: Heilbronner Straße

S21 hat Narrenfreiheit


Mit jedem Tag, der auf den S21-Baustellen ins Land zieht, wird die dramatische Beeinträchtigung für uns als Anwohner, Verkehrsteilnehmer, Bahnfahrende und unbeteiligte Passanten immer deutlicher. Weiterlesen

Filderauffahrt füllt das Sommerloch


Das Sommerloch ist in Stuttgart anscheinend so groß, dass man die uralten, stinkenden Socken mit Namen Filderauffahrt und Nord-Ost-Ring wieder einmal aus der Schublade ziehen muss. Weiterlesen

Großeinsatz der Polizei führt zu Verkehrskollaps im Berufsverkehr


Ein Großeinsatz der Polizei am Charlottenplatz hat heute zu einem vollständigen Verkehrskollaps in Stuttgart geführt. Die B14 war teilweise, die Olgastraße, der Charlottenplatz (oberirdisch), die Planie und das Bohnenviertel waren vollständig abgeriegelt und dadurch kam es in den angrenzenden Wohnvierteln zu einem Verkehrsstau, der so selten zu erleben ist. Die Fahrzeuge standen vom frühen Nachmittag bis in den Abend hinein beispielsweise vom Eugensplatz bis hinunter an das Neckartor in einer einzigen Schlange und blockierten dabei unvernünftigerweise auch so wichtige Kreuzungen wie den Kernerplatz, der Bus 42 kam zeitweise nicht durch. Weitere Kreuzungen die vollständig blockiert waren: Heilmannstraße / Am Neckartor, Neckarstraße / Heilmannstraße, Wolframstraße / Am Schloßgarten, Neckarstraße / Am Neckartor / Urbanstraße, Schützenplatz, Schützenstraße / Urbanstraße etc.. In Nord war die Situation ähnlich. Wie sich am späten Abend herausstellte, war die Waffe, mit der der Mann auf dem Dach eines Hauses hantierte nur ein Luftgewehr.

An diesem Kollaps sieht man, dass Stuttgart längst den Peak Car erreicht hat.

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Geschafft!


Wir haben es geschafft! Das könnte man denken, wenn man die aktuellen Feinstaubwerte bis zum Jahr 2014 anschaut.

feinstaubwerte2014Der bisher unbestätigte Wert für 2014 ist jetzt amtlich: 64 Überschreitungstage in 2014. Und die Werte fallen seit 2009 ab (bis auf den Ausreißer 2013) und auch seit 2005 ist ein eindeutiger Abwärtstrend erkennbar. Wenn das so weiter geht haben wir vielleicht schon nächstes Jahr, aber spätestens 2017 den Grenzwert unterschritten.

Schön wär’s! Leider wird es aber so nicht kommen, wenn man aktuellen Studien glauben darf.

Eine österreichische Studie kommt zu dem Schluß, dass auch 2030 trotz der bisherigen Bemühungen noch 80% der EU-Bürger Luftverschmutzung durch Feinstaub ausgesetzt sein werden.

Eine Metastudie aus dem Jahr 2013, die 22 europäische Studien zusammenfasst, kommt zu dem Schluß, dass eine Feinstaubbelastung auch unterhalb der Grenzwerte Gesundheitsschäden hervorrufen kann (siehe ebenfalls in dem Artikel oben).

Aber wie ist dann die Entwicklung der Feinstaubwerte seit 2004 zu beurteilen? Generell muss man sagen, dass das Neckartor immer in den Medien ist, die Feinstaubbelastung aber nicht nur am Neckartor vorhanden ist. Die Bewohner an Straßen wie dem Marienplatz (Zufahrt Heslacher Tunnel), der Hohenheimer Straße, der Heilbronner Straße, der Pragstraße, den Straßen in Zuffenhausen (an der B27) haben auch erheblich mit den Auswirkungen der hohen Verkehrsbelastung zu kämpfen.

Trotzdem wird das Problem gerne auf das Neckartor beschränkt, da man dort ja die Feinstaubbelastung misst. Deswegen richteten sich die bisherigen Maßnahmen auch in der Regel auf das Neckartor. Lediglich die Umweltzone und das LKW-Durchfahrtsverbot waren Maßnahmen die für die ganze Stadt galten.

Auch die zuletzt umgesetzte Maßnahme der Verkehrsverflüssigung durch eine flexible Steuerung der Ampel an der Kreuzung Heilmannstraße und Am Neckartor mit einem Tempolimit, dass je nach Verkehrsmenge eingestellt werden kann, soll am Neckartor zu weniger Stau an den Ampeln führen. Die nachfolgenden Kreuzungen sind von dieser Regelung natürlich nicht betroffen.

Weiterhin muss man feststellen, dass das Jahr 2014 eher etwas regnerischer war als der Durchschnitt. Regen wäscht aber Feinstaub aus der Luft. Somit lassen sich die Werte einzelner Monate und Jahre nur bedingt miteinander vergleichen. Nur wenn absolut identische Bedingungen herrschen würden (identische Anzahl identischer Fahrzeuge in den zu vergleichenden Zeiträumen bei identischen Wetterbedingungen) wären die Werte vergleichbar. Und auch nur dann würden die grafischen Auswertungen (wie beispielsweise die Auswertung der Feinstaubwerte in den Jahren seit 2004, siehe oben) Sinn machen.

Die Grenzwerte (beispielsweise die 35 Überschreitungstage für Feinstaub PM10) gelten für ein Jahr, am Ende des Jahres wird wieder bei Null angefangen zu zählen. Warum? Warum zählt man nicht die Feinstaubwerte der letzten 365 Tage rollierend? Wieso gibt es überhaupt den Grenzwert? Dabei ist doch bekannt, dass bereits ein einziger Partikel ein gesundheitliches Risiko in sich birgt, wenn er eingeatmet wird. Das Risiko beispielsweise an Lungenkrebs zu erkranken steigt natürlich mit der Zahl der Partikel, aber jeder Partikel hat ein eigenes Risiko. Und wie die Metastudie aus dem Jahr 2013 (siehe oben) hat ja gezeigt, dass die Grenzwerte so nicht zutreffend sind, dass auch feinere Partikel unterhalb der Grenzwerte schädlich sein können.

Die Grenzwertangaben, die statistischen Auswertungen und die Lobgesänge der verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft sind also mit Vorsicht zu genießen.

Umweltverbände fordern wirksame Maßnahmen


Am Dienstag dieser Woche haben die Umweltverbände BUND, VCD, KUS, die AGVL aus Leonberg und wir von der BI Neckartor auf einer gemeinsamen Pressekonferenz die neuen Maßnahmen zur Bekämpfung der Belastung durch Feinstaub und Stickoxide kritisiert. Weiterlesen

Schallende Ohrfeige für Hamburg!


Am Donnerstag diese Woche hat das Verwaltungsgericht Hamburg einer Klage  der Umweltschutzorganisation BUND und einem Anwohner stattgegeben. Diese hatten gegen die Stadt Hamburg geklagt um die Reinhaltung der Atemluft zu erreichen. Kommt jetzt die Hamburger City-Maut spekuliert das Abendblatt.

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Feinstaub XXL


Die neuen Einkaufszentren Gerber und Milaneo kommen nicht aus den kritischen Zeitungsmeldungen heraus. Heute hat die StN einen Artikel veröffentlicht, der sich mit dem kritischen Pressestammtisch der Zeitung in der Echterdinger Zehntscheuer auseinander setzt. Weiterlesen

Die verlogene Verkehrsideologie Teil 2


Der morgendliche Stau. Schuldige sind schnell gefunden, zum Beispiel die Müllabfuhr oder die Radfahrer (siehe in der vorletzten Antwort unten) oder oder oder.

Dabei sollten sich zivilisierte Menschen zuerst einmal selbst an die Nase fassen und sich fragen, was sie denn selbst zur Lösung des Problems beitragen könnten anstatt den Dreck vor des Nachbarn Tür zu bemängeln. Weiterlesen

Die Katze ist aus dem Sack


Der Ausbau des City-Rings wird uns 25% mehr Verkehr auf der Heilbronner Straße bescheren, dies hat die Stadtverwaltung kürzlich zugeben müssen da das Milaneo kurz vor der Fertigstellung steht. Damit war unsere Befürchtung, dass das Neckartor 20.000 Fahrzeuge mehr am Tag abbekommt also gar nicht so verkehrt. Siehe dazu unseren Artikel Rosensteintunnel? Was ist das?

Dietrich Heißenbüttel sieht in seinem neuen Artikel in der Kontext- Wochenzeitung eine Parallele von der Nachkriegs-Stadtplanung bis heute. Offensichtlich hat niemand aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, vermutlich liegt es auch daran, dass es einfacher (und günstiger) ist auf bestehende Strukturen zu setzen und diese ausbauen anstatt etwas neues auszuprobieren. So plante beispielsweise Le Corbusier für Paris einen 2,4 mal 1,5 Kilometer großen Platz und 120 Meter breite Stadtautobahnen.

Ähnliches wollte man in Stuttgart umsetzen, die B14 sollte mit einer weiteren Hochstraße auf Stelzen überbaut und über das Gleisvorfeld des Kopfbahnhofs und den Schloßgarten hinweg sollte eine Brücke gebaut werden. Das Projekt scheiterte, allerdings nicht an fehlendem Geld oder an mangelnden technischen Lösungen – sondern schlicht und einfach daran, dass es keine Parklätze für die Menge an Autos gab, die auf den neuen Straßen hätten fahren können und sollen. Sie hätten nur durch Stuttgart hindurch fahren können und das wollte man – aus verständlichen Gründen – natürlich auch nicht. Denn schon damals gab es die Angst vor wirtschaftlichem Kaufkraftverlust. Obwohl es noch keine großen Einkaufszentren gab.

Stattdessen besann man sich eines Besseren und nahm den Nahverkehr in Angriff. Aber so richtig gut war das auch nicht, denn es wurde auch hier konzentriert und kanalisiert. Linien wurden geschlossen, große Hauptachsen wurden angelegt und alles kam unter die Erde. Heute müssen wir mit diesen Fehlern leben, die S-Bahnstation am Hauptbahnhof lässt sich nicht weiter auslasten, die Straßenbahntunnel sind ebenso randvoll. Und wieder wird weitergebaut, aber eben nur an den bestehenden Strukturen.

Heißenbüttel führt Curitiba in Brasilien als gutes Beispiel an. Dort hat man kostengünstig und effektiv den Nahverkehr ausgebaut indem man ein Busliniennetz aufgebaut hat, das aus mehreren Buslinien unterschiedlicher Kategorien besteht. Es Schnellbusse, die weite Strecken fahren und es gibt Kleinbusse, die nur geringe Distanzen überwinden. Und das alles zu einem unschlagbar günstigen Preis und das System wird von den Bürgern angenommen.

In Stuttgart wird dagegen weiter gebaut. Wer es sich leisten kann zieht in den sogenannten Speckgürtel und betritt die Stadt nur noch zum Einkaufen. Das aber führt zu weiterem Verkehr und zu weiteren neuen Straßen.

Die prinzipiell zu befürwortende Neugestaltung des Neckarufers könnte dabei eine weitere Rolle spielen. Die B14 ist chronisch überlastet, eine Verlagerung der B14 unter die Erde in einen breiteren Tunnel würde noch mehr Raum für neuen Verkehr bieten, auch wenn es dann oben drauf eine Neckarpromenade mit Anbindung an den Fluß und vielen neuen Bäumen gäbe.

Das Problem ist, so stellt Heißenbüttel fest, es gibt keine Anreize auf die Bahn oder den Bus [Anm BI Neckartor: oder generell andere Verkehrsmittel: Schuhe, Fahrrad, etc.] umzusteigen. Auch mit den erhöhten Parkgebühren ist die Autofahrt in die Innenstadt immer noch günstiger als das Bahnticket. Und aus dem sogenannten Speckgürtel gibt es nur wenige Verbindungen in die Stadt. Sicher, die Straßenbahnen nach Ostfildern oder die S-Bahn nach Esslingen oder Waiblingen fahren zur Hauptverkehrszeit nach im 10 bis 20 Minuten-Takt. Aber fahren Sie von dort mal weiter. Selbst von den Bahn- oder Omnibushöfen im Umland kommen Sie nur noch halb- oder vollstündig wieder weg. Und wenn der Zug aus welchem Grund auch immer mal wieder Verspätung hat müssen Sie schon ein ziemlich dickes Buch dabei haben um sich nicht zu langweilen.

Das Beispiel aus Curitiba zeigt, dass es auch anders geht. Der Rufbus fährt sogar bis vor die Haustür, die Fahrtzeit und -strecke ist dabei aber so geplant, dass es keine Fahrt von Milchkanne zu Milchkanne wird, der Bus fährt nur da entlang wo auch Fahrgäste stehen – die sich vorher angemeldet haben.

Lesen Sie den ganzen Artikel hier

Pleiten, Pech und Pannen am Innovationsstandort Deutschland


S21, die Hamburger Elbphilharmonie, der Berliner Flughafen BER, … überall laufen die Kosten und der Terminplan aus dem Ruder, der Pfusch ist nicht zu verstecken und die Klagen Betroffener schweben wie ein Damoklesschwert über den Projekten. Der Kommentator Pit Wuhrer der Schweizer Wochenzeitung aus Zürich sieht die Entwicklung mit Ursprung in der Nachwendezeit vor allem in der Sparpolitik.

  1. Die Privatisierungswelle in der Nachwendezeit und das Wegsparen von Kompetenzen
  2. der Zwang, immer den billigsten Anbieter zu nehmen und
  3. das Streben der Wirtschaft nach immer höheren Renditeziele

führten dazu, dass immer mehr Bauprojekte den Bach hinunter gingen.

Kann das das Ziel der Kanzlerin sein? Ist es das, was sie mit „Deutschlands Zukunftsfähigkeit“ meinte? Es ist wohl eher die „marktkonforme Demokratie“ (Kontext) a la Merkel, die gemeint ist.

Fakt ist, dass S21 nicht eine „Frage von europäischer Bedeutung“ ist sondern nur die Spitze eines sehr viel schwereren Eisbergs, dessen Dimensionen wir gar nicht einschätzen können, meint der Autor der Zeitung der Freitag. Die Kosten von wahrscheinlich 11 Milliarden sind eine gewaltige Subvention für die Bauwirtschaft, die Banken, die das Geld verteilen und die Bahn. Die Bauprojekte im Dunstkreis von S21 sind aber in Summe um ein Vielfaches größer. Da wäre als erstes das Milaneo zu nennen, der SSB-Tunnel unter der Heilbronner Straße, das Wohnviertel Nordbahnhof, der Bücherknast, die Bebauung der Gäubahnstrecke mit lukrativen Villen und und und. Es geht nämlich garnicht um den Bahnhof, es ging noch nie nur um den Bahnhof sondern immer um ein Mega-Milliarden Immobiliendeal. Nur so ist zu erklären, dass gegen jeden vernünftigen Hinweis, gegen jedes Argument zu Kostensteigerung, Kapazitätsabbau und Geschichtsvernichtung weiter gebaut wird. Nicht der neue Bahnhof entscheidet über die Zukunftsfähigkeit Deutschlands sondern die „systemrelevanten Finanzchaoten“ (der Freitag) in den Bankentürmen, die auf unsere Kosten eine neue „Party im Casino“ (der Freitag)  feiern.