Der Ausbau des City-Rings wird uns 25% mehr Verkehr auf der Heilbronner Straße bescheren, dies hat die Stadtverwaltung kürzlich zugeben müssen da das Milaneo kurz vor der Fertigstellung steht. Damit war unsere Befürchtung, dass das Neckartor 20.000 Fahrzeuge mehr am Tag abbekommt also gar nicht so verkehrt. Siehe dazu unseren Artikel Rosensteintunnel? Was ist das?
Dietrich Heißenbüttel sieht in seinem neuen Artikel in der Kontext- Wochenzeitung eine Parallele von der Nachkriegs-Stadtplanung bis heute. Offensichtlich hat niemand aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt, vermutlich liegt es auch daran, dass es einfacher (und günstiger) ist auf bestehende Strukturen zu setzen und diese ausbauen anstatt etwas neues auszuprobieren. So plante beispielsweise Le Corbusier für Paris einen 2,4 mal 1,5 Kilometer großen Platz und 120 Meter breite Stadtautobahnen.
Ähnliches wollte man in Stuttgart umsetzen, die B14 sollte mit einer weiteren Hochstraße auf Stelzen überbaut und über das Gleisvorfeld des Kopfbahnhofs und den Schloßgarten hinweg sollte eine Brücke gebaut werden. Das Projekt scheiterte, allerdings nicht an fehlendem Geld oder an mangelnden technischen Lösungen – sondern schlicht und einfach daran, dass es keine Parklätze für die Menge an Autos gab, die auf den neuen Straßen hätten fahren können und sollen. Sie hätten nur durch Stuttgart hindurch fahren können und das wollte man – aus verständlichen Gründen – natürlich auch nicht. Denn schon damals gab es die Angst vor wirtschaftlichem Kaufkraftverlust. Obwohl es noch keine großen Einkaufszentren gab.
Stattdessen besann man sich eines Besseren und nahm den Nahverkehr in Angriff. Aber so richtig gut war das auch nicht, denn es wurde auch hier konzentriert und kanalisiert. Linien wurden geschlossen, große Hauptachsen wurden angelegt und alles kam unter die Erde. Heute müssen wir mit diesen Fehlern leben, die S-Bahnstation am Hauptbahnhof lässt sich nicht weiter auslasten, die Straßenbahntunnel sind ebenso randvoll. Und wieder wird weitergebaut, aber eben nur an den bestehenden Strukturen.
Heißenbüttel führt Curitiba in Brasilien als gutes Beispiel an. Dort hat man kostengünstig und effektiv den Nahverkehr ausgebaut indem man ein Busliniennetz aufgebaut hat, das aus mehreren Buslinien unterschiedlicher Kategorien besteht. Es Schnellbusse, die weite Strecken fahren und es gibt Kleinbusse, die nur geringe Distanzen überwinden. Und das alles zu einem unschlagbar günstigen Preis und das System wird von den Bürgern angenommen.
In Stuttgart wird dagegen weiter gebaut. Wer es sich leisten kann zieht in den sogenannten Speckgürtel und betritt die Stadt nur noch zum Einkaufen. Das aber führt zu weiterem Verkehr und zu weiteren neuen Straßen.
Die prinzipiell zu befürwortende Neugestaltung des Neckarufers könnte dabei eine weitere Rolle spielen. Die B14 ist chronisch überlastet, eine Verlagerung der B14 unter die Erde in einen breiteren Tunnel würde noch mehr Raum für neuen Verkehr bieten, auch wenn es dann oben drauf eine Neckarpromenade mit Anbindung an den Fluß und vielen neuen Bäumen gäbe.
Das Problem ist, so stellt Heißenbüttel fest, es gibt keine Anreize auf die Bahn oder den Bus [Anm BI Neckartor: oder generell andere Verkehrsmittel: Schuhe, Fahrrad, etc.] umzusteigen. Auch mit den erhöhten Parkgebühren ist die Autofahrt in die Innenstadt immer noch günstiger als das Bahnticket. Und aus dem sogenannten Speckgürtel gibt es nur wenige Verbindungen in die Stadt. Sicher, die Straßenbahnen nach Ostfildern oder die S-Bahn nach Esslingen oder Waiblingen fahren zur Hauptverkehrszeit nach im 10 bis 20 Minuten-Takt. Aber fahren Sie von dort mal weiter. Selbst von den Bahn- oder Omnibushöfen im Umland kommen Sie nur noch halb- oder vollstündig wieder weg. Und wenn der Zug aus welchem Grund auch immer mal wieder Verspätung hat müssen Sie schon ein ziemlich dickes Buch dabei haben um sich nicht zu langweilen.
Das Beispiel aus Curitiba zeigt, dass es auch anders geht. Der Rufbus fährt sogar bis vor die Haustür, die Fahrtzeit und -strecke ist dabei aber so geplant, dass es keine Fahrt von Milchkanne zu Milchkanne wird, der Bus fährt nur da entlang wo auch Fahrgäste stehen – die sich vorher angemeldet haben.
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