Joe Bauer zu Konsumtempeln


Joe Bauer steht in Volker Gegenheimer’s Kiosk in der Paulinenstraße und siniert über das Gerber auf der anderen Straßenseite gegenüber:

[…] Entsprechend steht vor Gegenheimers Tür das neue Einkaufszentrum mit seinen Luxus-Wohnungen herum, als hätte man in einem ausgebombten Wohngebiet eine Videokulisse für Lifestyle-Reklame hingestellt, die bald wieder abgeholt wird. Dem sogenannten Gerber, einer Ausgeburt des Stuttgarter Einkaufkomplexes, hat man eine Art historischen Flurnamen verpasst, um den Marketing-Schwachsinn der Investoren zu unterstützen. Die werben mit dem Leitspruch „Hier wächst Stuttgart zusammen“, faseln etwas von einer „Verbindung der südlichen Innenstadt mit der Einkaufsmeile Königstraße“ und verweisen auf eine „urbane Mischnutzung“, weil es über ihrer Einkaufs- und Fressburg besagte Luxuswohnungen mit Aussicht gibt.

Da erscheint einem die andere Kaufsuchtanstalt mit dem blöden Namen Milaneo hinter dem Bahnhof fast harmlos: Der Protzhochbunker deckelt die Architektur der Stadtbibliothek, die dort sowieso nichts zu suchen hat, und steht an einer Stelle, wo er hinpasst, nämlich in der Glas- und Beton-Scheußlichkeit des Pariser Platzes: in meinem geliebten Quartier Crétin.

[…] Trotz fortschreitender Stadtzerstörung fällt es mir schwer, das Sterben des Einzelhandels, den Tod guter, origineller Geschäfte in Gesellschaft zu betrauern. Die Läden gehen ja auch zugrunde, weil viele Leute, die den Niedergang beklagen, oft genug selbst ihr Geld den vermeintlich billigeren Konzernketten in den Rachen werfen.

Quelle: Kontext: Wochenzeitung

Das Milaneo hat seinen Ruf schon weg bevor es überhaupt eröffnet hat. Im Internet und den Kommentaren der Stuttgarter Zeitungen macht der Begriff Müllaneo seine Runde.

Mehrere Gruppen rufen zu Protesten rund um die Eröffnung von Milaneo und dem Textilhändler Primark auf, der im Ruf steht von „katastrophalen“ (Björn Weber) Arbeitsbedingungen in Bangladesh zu profitieren, siehe Terminkalender der Parkschützer.

Weitere Informationen:

Soli-Komitee Wuppertal oder Das ist untragbar unterstützt von Medico International und der Kampagne für saubere Kleidung.

Durch den Kauf sozial, fair und regional produzierter Kleidung verhindern Sie nicht nur ausbeuterische Arbeitsbedingungen sondern reduzieren auch noch Wasser-, Pestizid- und Düngemittelverbrauch und reduzieren damit Kohlendioxid-, Kohlenmonoxid- und Feinstaubausstoß.

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