Pressemitteilung des VCD Stuttgart und KUS zum Luftreinhalteplan, anläßlich der kommenden Verkehrsministerkonferenz (Unten als PDF-Datei zum herunterladen):
Am 27. September haben Vertreter des Landesverkehrsministeriums erste Ergebnisse des Wirkungsgutachtens zur Luftreinhaltung im Umwelt- und Technikausschusses des Stuttgarter Gemeinderats vorgestellt. Ergebnis: Weder Stadt noch Land haben ein Konzept, die seit 2005 für Feinstaub und seit 2010 für Stickoxide bestehenden Grenzwerte einzuhalten.
Es rächt sich nun, dass die Stadt in mehr als 10 Jahren keine wirkungsvollen Maßnahmen zur Luftreinhaltung ergriffen hat. Eine Verkehrswende wurde nicht angegangen – im Gegenteil: Im letzten Jahr fuhren so viele Autos durch Stuttgart wie noch nie. Jetzt drohen Gerichte und EU mit Konsequenzen.
Dem Stuttgarter Gemeinderat und dem Verkehrsministerium läuft die Zeit davon. Die Debatte zeigte die Hilflosigkeit. Es gab viele Konjunktive, man müsse die blaue Plakette einführen, aber der Verkehrsminister lehnt dies ab; man könne Tunnel bauen ([BI Neckartor]: CDU im Stuttgarter Gemeinderat), aber der würde erst in 10 Jahren fertig werden.
Deutlich wurde, dass man nur durch eine drastische Minderung des Kfz-Verkehrsaufkommens und Kombination vieler Einzelmaßnahmen eine stadtverträgliche Lösung finden kann.
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und das Klima- und Umweltbündnis Stuttgart (KUS) zeigen schon seit vielen Jahren Alternativen zum Kfz-Verkehr auf:
- Stabilisierung und Ausbau der Regional-, S- und Stadtbahnen
- Einbeziehung der Gäubahn in den städtischen Nahverkehr (Konzepte Panoramabahn und tangenS des VCD)
- Vorrang für Busse (Busspuren, Busbevorrechtigung)
Dass eine Verkehrsverlagerung auf den ÖPNV möglich ist, zeigen Städte wie Zürich oder München: Dort fahren 2,7-mal (Zürich) bzw. 1,7-mal (München) mehr Fahrgäste im ÖPNV wie in Stuttgart (bezogen auf die Einwohnerzahl). Ein günstiges Jahresabo für alle würde ein deutliches Zeichen zum Umsteigen setzen. In Wien kostet das Jahresabo 365 Euro – einen Euro pro Tag!
Auch die massive Förderung des Fahrradfahrens und Zu-Fuß-Gehens kann Kfz-Verkehr ersetzen, wenn dieser gleichzeitig zurückgedrängt wird. Bevorrechtigung der umweltfreundlichen Verkehrsarten, der weitere Ausbau des Parkraummanagements und Fahrbahnrückbau insbesondere im Zuge der B 14 können sofort umgesetzt werden.
Daimler möchte neue Parkplätze am Wasen bauen. Dabei wären Parkplätze außerhalb der Stadtgrenzen mit einer guten Anbindung an S- und Stadtbahn sinnvoller. Die Verlängerung der Stadtbahnlinie zum Daimler-Werkstor und die Anbindung des Neckarparks wären sinnvolle Alternativen zum Auto, insbesondere wenn statt Firmenwagen ein Firmenticket zur Verfügung gestellt wird.
Wir haben schon vor Jahren die Umstellung des städtischen Fuhrparks und der SSB-Busse auf emissionsärmere Modelle gefordert. In Paris sind Dieselfahrzeuge ab 2020 verboten. Auch bei der Logistik und Güterfeinverteilung in der Stadt muss die Devise heißen: Zero Emission. Aus technischer Sicht gibt es auch keinen Grund mehr, Motorroller mit stinkenden Zweitaktmotoren zu betreiben. Nur noch die elektrische Alternative sollte in der Stadt benutzt werden. Eine Abwrackprämie ist dabei ein wichtiges Instrument. Eine solche hat OB Palmer in Tübingen eingeführt.
Die Automobilstadt Stuttgart könnte zu einer Stadt mit beispielhafter, nachhaltiger Mobilität werden. Wenn die Automobilindustrie einen weitsichtigeren Ansatz hätte, könnte sie einen Beitrag dazu leisten, anstatt mit kriminellen Machenschaften und Tricksereien in die Schlagzeilen zu geraten.
Hinzugefügt von der BI Neckartor: Markierte Ergänzungen und die Verknüpfungen zu Artikeln der BI Neckartor.
Pressemitteilung von VCD und KUS als PDF-Datei: uta27-9-16wirkungsgutachten-2
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